DORSTEN. „Partei ergreifen“ – das diesjährige Thema der Frauenkulturtage nahmen die vier Frauen des Literarischen Arbeitskreises Dorsten (LAD) in ihrer Lesung auf, mit der sie am Mittwochabend im Cornelia-Funke-Baumhaus ca. 30 Zuhörer unterhielten.
Anke Völkel führte moderierend durchs Programm und stellte in Kurzinterviews ihre schreibenden Mitstreiterinnen vor: Den Anfang machte Brigitte Wiers, mit 87 Jahren „ein Urgestein im LAD“. Ihr erstes geschriebenes Werk vor mehr als 40 Jahren war ein Gedicht, und dieser Gattung ist die Barkenbergerin bis heute treu geblieben. Ihre eindringlichen Gedichte gehen unter die Haut. Lenken den Blick auf die blinde Wohlstandsgesellschaft, die die Ärmsten der Armen in den Abwasserkanälen der Großstadt ignoriert und das Wesentliche – „den Bruder neben uns“ – verloren hat.
Die Kälte der Welt
Für mehr Parteinahme ergreift auch Heike Wenig, Mitinitiatorin des LAD, das Wort: Grenzgängerinnen, die Kälte der Welt und den Schrottplatz des Lebens sind Themen ihrer nachdenklich stimmenden Lyrik. Die Polizeibeamtin Hilda, die öffentlich Partei für ihre ausgegrenzte, an einem Tourettesyndrom leidende Kollegin ergreift, hat Heike Wenig nicht zufällig zur Protagonistin in ihrer Kurzprosa „Die nette Kollegin“ gemacht.
Sabina Eisenberg-Radomski ist über den VHS-Kurs „Biografisches Schreiben“ erst vor zwei Jahren in den LAD-Kreis gelangt. Sie webt ihre Geschichten aus „Fantasie, Schneegestöber und einen Kern Wahrheit“. In „Wunschland“ führt sie sachlich und nüchtern die menschenunwürdige Situation der Flüchtlinge vor Lampedusa vor Augen, vor deren Leid wir die Augen verschließen. „Wo bleiben wir, auf unserer Couch?“, fragt sie zynisch und fordert zum solidarischen Handeln auf: „Es kostet nicht viel, menschlich zu sein.“
Schließlich stellte sich auch Moderatorin Anke Völkel mit zwei Prosatexten „Die Schatten in meinem Gesicht„ und „Gespräch mit Jannik“ als engagierte Schreiberin vor.
Zum Abschluss des Abends ergriff dann das zufriedene Publikum Partei für die Mitwirkenden: Viel Applaus für die vier Autorinnen und vor allem auch für Gabriele Kortas-Zens (Klavier) und Dorit Isselhorst (Querflöte), die mit ihrem wunderbaren Spiel zwischen den Textbeiträgen dem Abend musikalische Glanzpunkte aufsetzten.(Dorstener Zeitung 18. März 2017/Anke Klapsing-Reich)