Musikalisch von Ast zu Ast geschwungen „Liederjan“ bot im Cornelia-Funke-Baumhaus Kleinkunst vom Feinsten

DORSTEN. Dumm Tüch! Ist es Dumm Tüch? Klassik ist es nicht. Und Schlager schon gar nicht. Folk, Kabarett, Comedy? Vielleicht. Also doch Dumm Tüch („Dummes Zeug“). Aber richtig. Die Rede ist von „Liederjan“, einer Band aus Itzehoe. Mit westfälischen Dehnungs-O. Itzehoe aber liegt in Holstein, in Norddeutschland also, und darauf legt die Band „Liederjan“ wert. Musikalisch habe sie ein eigenes Genre geschaffen, behauptet sie, und das stimmt auch.

Am Freitagabend zeigten sie es den Zuhörern im Cornelia-Funke-Baumhaus so richtig, musikalisch und literarisch. Jörg Ermisch, Hanne Balzer und neuerdings Philip Omler sind Volksmusiker, die Balladen singen, Lieder, Songs, Shantys, dazu Texte, die es in sich haben.

Augenzwinkernd und frech
Alles ein wenig oder sogar sehr augenzwinkernd bis frech. Kleinkunst vom Feinsten ist das. Fast drei Stunden führten sie das vor, und die Zeit verging wie im Fluge, man hätte ruhig noch mehr hören können.

Die Instrumente, auf denen die Musiker spielten, hat niemand gezählt, doch es waren viele, auch solche, die es eigentlich gar nicht gibt. Eine Tuba zum Beispiel, so riesig, dass sie ohne Weiteres in eine bayrische „Umtata-Band“ passt, oder eine Waldzither, eine Kreuzung irgendwelcher anderer Instrumente, ähnlich einer überdimensionierten Ukulele.

„Wir werden uns musikalisch von Ast zu Ast schwingen“, verkündete Philip Omler. Und das taten sie denn auch. Aus ihrem Wilhelm-Busch-Programm spielten sie die Parabel vom Fink und vom Frosch, aber umgeformt zur „Vogelhochzeit“: „Ein Vogel wollte Hochzeit machen, in dem grünen Wahalde. Fiderallala, Fiderallala, Fiderallalalalaaa.“ Überhaupt die Texte. Meisterwerke der Sprache sind es, wie in dem Lied „Locker bleiben“: „Die Schulzeit war zu meiner Zeit ein steter Quell der Heiterkeit.“

Eine solch intelligente Formulierung, so eine geschliffene Lyrik findet man auch in dem Lied „Aus die Maus“: „Die Maus, die Maus, die Maus muss sterben, sterben und verderben.“ Warum? Klar: „Sie tun großen Schaden im Haus, drum muss vertreiben man sie hinaus.“

Dabei fällt der geschliffene Umgang mit der Grammatik auf. Ironie pur, die Spaß macht.

41 Jahre singen sie jetzt schon, und wenn sie nicht gestorben sind, dann singen sie noch weiter.

(Werner Wenig, Dorstener Zeitung vom 31.10.2016)