Hart, aber herzlich: Ruhris erzählen Stolpergeschichten Neues Ruhrpott-Buch vorgestellt

DORSTEN. „Wie is?“ – „Muss.“ Pause, kurzes Nachdenken, dann muss es kommen, und es kommt. „Und selbst?“ Das sind die ersten Zeilen des Buches „Wie is? – Muss. Warum Ruhrgebietler manchmal stolpern, aber niemals hinfallen“, herausgegeben von dem Journalisten und Chefredakteur der Ruhr Nachrichten, Hermann Beckfeld, sowie dem Bottroper Verleger Werner Boschmann (Henselowsky/Boschmann). Am Dienstagabend stellten sie es im Cornelia-Funke-Baumhaus mit einer Lesung der Öffentlichkeit vor. Mit dabei die Redakteurin der Dorstener Zeitung, Anke Klapsing-Reich, und Ex-Redakteur Klaus-D. Krause. Dass dies Teil des Konzepts war, machten die Herausgeber deutlich. „Werner Boschmann sprach Autoren aus dem Buchhandel an, ich versuchte, Journalisten dafür zu gewinnen.“

Die thematische Klammer für alle ist das Motto: „Dumm gelaufen“. 32 Beiträge, Geschichten und Gedichte, sammelten die Herausgeber, mehr oder weniger lustig-humoristische Texte, Dönekes, wie sie das Leben schreibt. Im Ruhrgebiet jedenfalls, denn das implizieren die Herausgeber: „So etwas gibt es nur hier. Hart arbeitende Menschen, Malocher, mit einem weichen Kern gesegnet. Sie haben den Mut, über sich selbst zu schreiben, ob es nun das missratene Krippenspiel ist, der freche Maulwurf Grabowski oder der bestrickende Elch-Pullover in XXXL – immer geht etwas schief und es gibt eine lustige Pointe. „Halbe Sachen kennt der Ruhri nicht“, behauptet Hermann Beckfeld, wenn er schreibt: „Entweder haben wir richtig Heißhunger – oder uns ist schlecht. Das Ungewöhnliche ist für uns gewöhnlich.“ Dabei wird gerne die Sprache bemüht, die kein Dialekt ist, sondern nur eine Sprachfärbung. So sagen es uns zumindest die Wissenschaftler.

Ernster Kern
In Wirklichkeit ist manche Geschichte gar nicht so lustig, sondern es steckt ein ernster Kern darin. So deutet es auch Hermann Beckfeld an, der launig und mit viel Empathie moderierte. Was bei allen Geschichten durchschimmert: Der Ruhri ist gutmütig und warmherzig. Einst aus Westfalen, Rheinländern, Polen, Ostpreußen und Schlesiern gebacken, ist er eine zähe, überlebensfähige Mischung. „Unser Ruhrgebiet hat sich ein mehr als ordentliches neues Gesicht geschminkt“, teilt Werner Boschmann mit. Und Anke Klapsing-Reich bringt es auf den Punkt: „Auch wenn man sich manchmal in den Hintern beißen muss: Aufgeben gilt nicht.“

(Werner Wenig, Dorstener Zeitung 27. Oktober 2017)