Von Raubrittern und Pilgerleben

autorenlesung213Lyrik und Prosa, heitere Kurzgeschichten, sprachfindige Wortarbeiten, kriminelle wahre Begebenheiten – eine bunte Bandbreite boten die fünf Dorstener, die sich am Donnerstagabend (11. 2.) mit ihren Werken dem Baumhaus-Publikum empfahlen. Reinhart Zuschlag, als Gründungsmitglied des Literarischen Areitskreises Dorsten seit Jahrzehnten in der Literatur zu Hause, las Kurzprosa aus seinen unveröffentlichten Manuskripten „Im Hitzeschnee“. Mit seinem unverwechselbaren Stil kreativer und kühner Wortschöpfungen setzt er alltägliche Dinge in neue Zusammenhänge, wählt ungewöhnliche Blickwinkel, die beim Zuhörer lange nachhallen. Rudolf Kowalleck zielt mit Texten aus seinem Werk „Das Leben ist Hartmann“ direkt auf das Zwerchfell des Publikums. Was die Generation 50 plus beim Hosenkauf erleben kann, und was eine Hightech-Digitalwaage namens Dagmar im Badezimmer eines Ehepaares auslösen kann, erweckte große Heiterkeit. Ins Herz der Zuhörer las sich Maria Kuhl, die im stolzen Alter von 90 Jahren gemeinsam mit Sohn Hermann (59) ihr erstes Buch herausgebracht hat. In dem Werk „Von Raubrittern und fremden Welten – Geschichten und Gedichte zwischen Moor und Milchstraße“ bestritt sie den epischen Teil mit Geschichten aus dem Alltag und der Nachbarschaft. So gestand sie am Ende ihrer vergnüglichen Lesung von „Zwei Perser im Dreschkasten“, dass sich diese Geschichte wirklich so an ihrem Wohnort agespielt habe. Sohn Hermann hat sich in dem Buch ausschließlich auf Lyrik konzentriert, in der er in seiner eignen, wortgewaltigen Art zeitgeschichtliche Themen, aber auch einen Streifzug durch Popkultur und Science Fiction angeht. Schließlich gab Dr. Jürgen Held einen literarischen Einblick in die Pilgerreise, die er vor einigen Jahren mit seinem damals 15-jährigen Sohn unernahm. 100 km Jakobsweg, über Stock und Stein, ohne Computer und X-Box – ein verbindendes Erlebnis, das der Dorstener jedem Vater eines jugendlichen Sohnes empfehlen kann. Und wenn die Ohren der Zuhörer von all den Geschichten drohten überzulaufen, dann sorgte Alexander Bach am Keyboard gekonnt und sympathisch für musikalische Entspannung.

(Facebook Cornelia Funke Baumhaus, 12. Februar 2016)