Buchhändlerin Regina Schwan stellte anlässlich der Frauenkulturtage am Mittwochabend im Cornelia-Funke-Baumhaus „Vier verwegene Frauen“ des 20. Jahrhunderts vor. Die unerschrockene Ethnologin Margaret Mead (1901-1978) hat sieben Südseekulturen erforscht, war Universitätslehrerin und angesehene Rednerin. Lily King beschreibt in ihrem Roman „Euphoria“ eine Dreiecksgeschichte, in der Mead zwischen zwei Kollegen steht. Neben den Wirren dieser Liebesgeschichte erfährt der Leser auch, wie die Einwohner Neuguineas reagierten, als die Ausländer plötzlich mit Möbeln, Geschirr und Leinenservietten im Dschungel anrückten.
Die noch junge Wissenschaft war sich nicht klar darüber, dass sie so ihr Sujet selbst massiv deformierte. Lily King beschreibt auch eindrücklich die unterschiedlichen Forschungsansätze: Margaret Mead näherte sich behutsam den Frauen und Kindern, während die Männer mit den Kriegern Orgien feierten.
Die zweite „verwegene Frau“ war die Pilotin Beryl Markham (1902-1986), die 1936 als erste Frau allein von London nach New York flog. Markham hat diese Reise in ihrem inzwischen vergriffenen Bestseller „Westwärts mit der Nacht“ nach dem Urteil Ernest Hemingways so gut beschrieben, dass er sich als Autor „minderwertig“ fühlte. Regina Schwan rückte mit der Biografie „Lady Africa“ von Paula McLain aber eine andere Lebensphase von Beryl Markham in den Mittelpunkt: ihre Kindheit in Kenia und die Arbeit als Pferdetrainerin und Buschpilotin.
Martha Gellhorn (1908-1998) ist vor allem als furchtlose Kriegsberichterstatterin bekannt geworden. Fünf Jahre war sie mit Ernest Hemingway verheiratet. Während er sich bei seiner offiziellen Berichterstattung aus dem Spanischen Bürgerkrieg hauptsächlich mit Kampflinien beschäftigte, nahm Gellhorn – undercover eingeschleust – die Opfer, den Hunger und die Grausamkeiten des Krieges in den Blick. Die Texte der energischen Powerfrau sind sehr direkt und oft selbstironisch. Als vierte Abenteurerin stellte Regina Schwan Jessica Mitford (1917-1996) vor, die sich in den USA gegen die Rassentrennung eingesetzt hat. Susanne Kippenberger portraitiert sie in „Das rote Schaf der Familie“ als kommunistisches „Enfant Terrible“ aus britischem Adelsgeschlecht mit fünf Schwestern, die teilweise sehr faschistisch orientiert waren.
(Sabine Bornemann, DZ 11. März 2016)