Schwarze Prinzen stürmen los Neue Erwachsenen-Theatergruppe probt mit großer Spielfreude im Baumhaus

krahlDORSTEN. Blitz, Donner, Getöse, die Crew wankt auf schwankenden Planken – „ Ihr habt Todesangst, fürchtet um euer Leben“, feuert Spielleiter Peter Adrian Krahl (Foto) die Akteure zu mehr Körpereinsatz an. – Shakespeares „Der Sturm“ auf der Baumhaus-Bühne – das erste Stück, das sich die neu gegründete Erwachsenen-Theatergruppe des Cornelia-Funke-Baumhauses mit viel Spaß und „Puste“ erarbeitet.

Eine Marionetten- und drei Kinder-/Jugend-Theatergruppen sind im Baumhaus schon seit Jahren zu Hause. Dass seit September 2015 jeden Mittwochabend auch Erwachsene Theater machen, ist eine längere Geschichte, die Jacqueline Reese kurz erzählt: „Die meisten aus unserer Truppe waren schon als Teil des damaligen Kulturprojektes im Rahmen der Sozialen Stadt Hervest dabei, das unter Leitung der Theaterpädagogen Michael Schmidt und Peter Adrian Krahl von 2011 bis 2013 drei Improvisationstheater-Produktionen auf die Bühne brachte.“

Nachdem das vom Land geförderte Projekt ausgelaufen war, wurden auch den engagierten Laienschauspielern quasi die „Bretter unter den Füßen“ weggezogen. Irgendwie schade, denn alle Akteure waren mit Feuereifer bei der Sache gewesen. Da kam Jacqueline Reese, die im Baumhaus gemeinsam mit Thea Berendsen die Kindertheatergruppe „Die Zauberzungen“ leitet, die Idee, ihre alte Truppe unter dem Dach des Baumhauses neu zu vereinen. Damit lief sie offene Türen ein.

Spaß am Spielen
schwarzenprinzen„Ich komme aus Hervest, habe aus Neugierde einmal ins Bühnenfach hineingeschnuppert und dann hat mich der Spaß am Spielen voll gepackt“, hat Sigrid Berendes ihren Wiedereinstieg sofort zugesagt. Auch der schauspielerfahrene Thomas Boos, der sich als FDP-Mann auch auf der politischen Bühne Dorstens einen Namen erspielt hat, zögerte keinen Augenblick und brachte gleich seine jetzt elfjährige Tochter Luna wieder mit. Da konnten Bernd Uckermann, Lisa Müller, beide von Anfang an dabei, auch nicht Nein sagen.

Zu dem „harten Kern“ gesellte sich noch ein Quartett von Neuzugängen, dem neben Andrea Görbert und André Noack, mit Ludger Heyming und Lambert Lütkenhorst auch zwei originäre „Baumhäusler“ angehören: „Ich habe in meinem Leben schon so viel Theater erlebt, da will ich jetzt im Ruhestand einmal selber Theater machen“, ist Alt-Bürgermeister Lütkenhorst mit der Rolle Alonsos, König von Neapel, durchaus einverstanden.

Nach langer Suche gab sich die Gruppe einen Namen, der wunderbar zum Baumhaus passt: „Die schwarzen Prinzen“. Damit ist der Bezug zu Funkes Tinten-Trilogie hergestellt. „Der Schwarze Prinz“ ist in der Tintenwelt nämlich der König des bunten Volkes und der beste Freund des Feuerspuckers Staubfinger . Er ist ein extrem guter Messerwerfer und wird stets von einem gezähmten Bären begleitet.

Die Chemie stimmt

Peter Adrian Krahl ist mit seinen bärenstarken Prinzen sehr zufrieden: „Bei uns stimmt die Chemie“, macht dem 47-jährigen Schauspieler, Regisseur und Dramaturgen (zurzeit beim Tourneetheater in Herne unter Vertrag) die Zusammenarbeit großen Spaß. Warum er Shakespeares „stürmisches“ Schauspiel als Vorlage fürs Debüt wählte, begründet der Spielleiter so: „In dem Stück gibt es Herrscher, Hexen, Liebende, Geister und Hofstaat, da ist für jeden die passende Rolle dabei.“ Außerdem muss keiner sterben – ein Happy-End, sehr ungewöhnlich für Theaterstücke aus damaliger Zeit (16./17. Jahrhundert).

Doch das eigentlich Ungewöhnliche liegt in der freien Darstellungsform eines Improvisationstheaters, erzählen die Spieler Shakespeares Geschichte doch mit ihren eigenen Worten. „Es ist mir wichtiger, dass die Darsteller Spielfreude und Energie auf der Bühne haben, als dass sie an ihrem Text kleben und ihn quasi aufsagen“, will Krahl das Publikum mit einem lebendigen und spannenden Theaterabend überraschen.

Lacher sorgen auch bei den Proben für gute Stimmung: Als Andrea Görbert, die die 15-jährige liebestolle Miranda mimt, auf die strengen erzieherischen Maßnahmen ihres Vaters Prospero spontan murrend mit: „Mensch, Papa, jetzt sei mal nicht so!“, antwortet, fegt ein Gelächter-Sturm über die Bühne, der fast das Happy-End mit einem Massenmord versaut: Elf Schauspieler – alle totgelacht!

(Dorstener Zeitung, 2.1.2016, Anke Klapsing-Reich)