Heimat hat viele Facetten Frauen des Literarischen Arbeitskreises lasen im Cornelia-Funke-Baumhaus

lad1Worte und Musik, das passt gut zusammen. Dieser Spruch bewahrheitete sich wieder einmal, als am Freitagabend im Cornelia-Funke-Baumhaus die Frauen des Literarischen Arbeitskreises zu einer Lesung anlässlich der Frauenkulturtage einluden.Unterstützt wurden sie von der Pianistin Gabriele Kortas-Zens aus Dinslaken, die mit modernen und klassischen Stücken, allesamt von Frauen komponiert, die Texte der Literatinnen meisterlich untermalte. Darunter war die britische Pianistin und Komponistin Maria Linnemann mit ihrer Ballade für Klavier „All in your hands now“, die „Melodie opus 5 No 4“ von Fanny Hensel, der Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das „Andante con sentimento“ von Clara Schumann, und drei Stücke der armenischen Komponistin Armine Ghuloyan.

Ein Gefühl
Schon das war ein Genuss für sich, doch ebenso interessant war die Auseinandersetzung der Autorinnen mit dem Thema Heimat. „Heimat, ein Gefühl?“ übertitelten die Literatinnen ihre Lesung. Um es gleich vorwegzusagen: Ja, Heimat ist ein Gefühl, das Gefühl der Kindheit, der Gewohnheit, der Vertrautheit. Kleine Dinge sind es, Erinnerungen an das Spiel in einer Wasserpfütze, an das Anzünden einer Zigarre, an das Ankommen.

„Deine Heimat ist da, wo du deine Kindheit erlebt hast“, schreibt Brigitte Wiers in einem Gedicht, und Sabina Eisenberg-Radomski erzählt: „Wenn ich weit von zu Hause fort bin, und mir unerwartet der Geruch einer Zigarre in die Nase steigt, dann umhüllt mich ein wohliges Gefühl, die Empfindung, Heimat bei mir zu haben.“

Oft ist es die Erinnerung, die Heimat ein Gefühl gibt, manchmal die Heimkehr in eine vertraute Umgebung. „Meine Heimat duftet wie das Heu, in dem wir uns als Kinder wälzten und vor Wonne jauchzten, ruht schattig wie die Wälder, in denen wir Mooshäuschen bauten“, schreibt Gaby Reiß. Für die Älteren ist es die Kindheit vor der Zerstörung des Krieges, die Welt inmitten der Trümmer nach der Rückkehr aus der Fremde. Es ist das „Zuhause“, die Gemeinschaft mit der Familie, den Verwandten und den Freunden. Aber das ist es nicht allein. Heimat kann auch geschaffen werden, wie Heike Wenig schreibt: „Gestern suchte ich meine Heimat in alten Wurzeln, heute baue ich mein Haus auf eigener Erde, morgen sehe ich meine Heimat im heutigen Jetzt.“

(Werner Wenig, DZ 15. März 2016)